Karikatur zeichnen – das Überzeichnen – Grundkurs 2/4

Die Wissenschaftler haben zeigen können, dass den verstärkten Wiedererkennungswert einer Karikatur ein Effekt des Phänomens “Peak Shift” ist.

Ganz generell gesprochen, man erkennt in einer üblichen Situation ein individuelles Gesicht, indem man seine Abweichungen von einem Durchschnittsgesicht erkent. Mit anderen Worten, der Wiedererkennungswert liegt nicht bei dem absoluten Wert der Gesichtszügen, sondern bei ihren relativen Wert im Vergleich zum Durchschnitt aller anderen Individuellen.
Wenn man die Abweichung von einem Durchschnittsgesicht vergrößert, bekommt man eine Karikaturdarstellung.
Wir erklären dies anhand einem Beispiel. Angenommen wir möchten eine Karikatur der Schauspielerin Amanda Seyfried vom Foto zeichnen. Dazu vergleichen wir ihr Gesicht mit dem Foto von einem allgemeinen europäischen Durchschnittsgesicht, das man durch statistisches Verfahren aus sehr vielen europäischen Frauengesichter ausgerechnet haben. (Quelle: http://faceresearch.org/) exaggeration01

Durch Vergleich sehen wir die folgenden Differenzen: die Position der Augen sind niedriger: der Abstand zwischen den Augen sind größer. Diese Differenzen wollen wir nun übertreiben – Augenlinie noch tiefer, Abstand noch größer.
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Somit bekommen wir die karikierte Grundproportion, die nach unserem Minikurs 1 die Grundlage für die Karikatur bildet.

In den nächsten Schritten skizzieren wir die Gesichtsteile und fügen mehr Details hinzu. Darauf gehen wir momentan noch nicht ein.
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Wir haben jetzt das Prinzip des Überzeichnens demonstriert. Das Vollenden der Karikatur läuft über dasselbe Prinzip, nur auf anderen Ebenen, mit zunehmendem Detailheitsgrad.
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